Marktmieten und Mischmaschmarktmieten

Die Marktstatistiken der verschiedener Marktbeobachtungen weichen teils diametral voneinander ab. Dazu veröffentlichte die Zeitung “Die Welt” am 22.09.2015 einen Beitrag über irreführende Daten auf dem Wohnungsmarkt. Meist liegen Abweichungen in den Daten an unterschiedlichen Erhebungs­methodiken und Daten­grundlagen. Dies ist nicht weiter bemerkenswert.

Ist die Erhebungs­methodik jedoch ähnlich, sollten sich keine diametralen Unterschiede in verschiedenen Preis­statistiken ergeben, sondern höchstens geringfügige. Dies gilt nicht nur für Kaufpreise, sondern auch für Marktmieten.

Sind die Unterschiede aber dennoch groß, dann ist der Grund dafür in der Daten­aufbereitung und -bereinigung zu suchen. In Bezug auf die Ableitung von Marktmieten sollten z.B. ausschließlich marktübliche Mieten herangezogen werden, die Daten­grundlage ist daher entsprechend zu bereinigen: Wohngemeinschaften und zeitlich befristete Mieten für voll­ ausgestattete Wohnungen haben in dieser Mietstatistik nichts verloren, denn sie sind nicht marktüblich für den Miet­wohnungs­markt.

Marktmieten München 2012-2016
Medianmarktmieten für München 2012-2016. Einmal inklusive “Markt für Wohngemeinschaften” und einmal exklusive “Markt für Wohngemeinschaften (marktübliche Nettokaltmieten)”. Quelle: empirica-systeme

Am Beispiel Münchner Median­mieten soll der Unterschied hier nochmal deutlich gemacht werden. Die Abbildung zeigt die Mietentwicklung für München nach Halbjahren von 2012 bis 2016, einmal ohne Einbeziehung von Wohn­gemeinschafts­mieten und einmal mit Einbeziehung von Wohn­gemeinschafts­mieten. Auf den ersten Blick wird ersichtlich, dass die “normale Marktmiete” (ohne WGs) deutlich geringer ausfällt als die “Mischmaschmarktmiete” (mit WGs). Im 2. Halbjahr 2015 ergibt sich für München eine Mischmasch­marktmiete (inkl. WGs) von 16 Euro, auf der bereinigten Datenbasis hingegen eine Medianmiete von 14,67 Euro. Dies entspricht einer Überschätzung von rd. 8%.

Die höhere Mischmaschmarktmiete lässt sich auf eine falsche Wohnflächen­berechnung zurückführen: Ein 10m² Zimmer in einer 4er-WG für 300 Euro ergibt eine Quadrat­metermiete von 30 Euro. Rechnet man aber noch 10m² Bad, 10m² Küche, 10m² Wohnzimmer und 10m² Flur mit 1/4 zu der Fläche hinzu, ergibt sich eine Quadratmetermiete von nur noch 15 Euro. Belässt man diese Angaben in der Miet­auswertung unberücksichtigt, erhöht sich die Durchschnitts­miete entsprechend. Das gilt natürlich nicht nur für München sondern auch für Frankfurt oder Berlin.

In der empirica-systeme Marktdatenbank werden Wohn­gemein­schaften und zeitlich befristete und voll ­ausgestattete Miet­wohnungen daher als Sonder­segment erfasst und tauchen somit nicht im Segment Miet­wohnungen auf. Der Nutzer kann dadurch ohne Vorbereinigung effizient auf die marktüblichen Mieten zugreifen. Abrufbar bleiben die Sonder­segmente dennoch, denn in einzelnen Fällen (z.B. Studenten­wohnen oder Mikro- / Service­apartements) sind diese Segmente für Standort- und Preis- und Cashflow­analysen relevant.